Im Jahre 1947 erscheint eine Aufsatzsammlung Alfred North Whiteheads unter dem Titel Essays in Science and Philosophy . Unter der Rubrik ,,Personal“ finden sich dort Whiteheads mit An Appeal to Sanity betitelte Überlegungen, die er im März 1939 am Vorabend des 2. Weltkriegs erstmals veröffentlicht hatte, und die er nach dem Ende und der Erfahrung dieses Krieges 1946 um einige Bemerkungen erweiterte. Die zentrale Feststellung, mit der Whitehead das sieben Jahre zuvor Beschworene gleichsam aus den Angeln hebt, bezieht sich auf (...) die Sorge, es möge für die Zukunft der Zivilisation keine Hoffnung geben, es sei denn innerhalb einer von der UNO angeregten und von ihr durchgesetzten Charta ethischer Prinzipien. – Die vorliegende Studie nimmt diese Erweiterung und substantielle Veränderung Whiteheads ursprünglicher Gedanken von 1939 zum Anlass und geht der Frage nach, ob Whitehead je nach historischer Lage einmal so und dann wieder anders argumentiert, oder ob sich in der Behandlung des Themas ,Krieg' metaphysische Grundüberzeugungen unverändert und doch in einer je anderen historischen Gestalt zeigen. (shrink)

Ist die Kunst wirklich so frei, wie heute ständig behauptet wird? 0Solange Künstler in kapitalistischen Verhältnissen vom Geldsack abhängig bleiben, solange sie sich selbst zum Clown machen müssen, um zu überleben, verkommt das Freiheitsgeschrei zur Kulisse.0PETER MICHELs Texte gehen solchen Fragen nach. Auch wenn sie sich mit Zurückliegendem beschäftigen, beziehen sie sich stets auf unsere Gegenwart. 0Sie untersuchen, wie sich das Verhältnis zur Kunst aus der DDR im zusammengeschobenen Deutschland langsam verändert. 0Sie wollen den Blick öffnen helfen für den Reichtum (...) jüdischer Kunst. Die komplizierten Bedingungen, unter denen in der DDR eine Kunstzeitschrift herausgegeben wurde, erinnern an Phasen des Kalten Krieges, an kulturpolitische Zusammenhänge und daran, wie ernst in diesen Jahren Kultur und Kunst genommen wurden. 0Hinter den Kulissen spielte sich auch vor 1989/90 manches ab, das aus der Sicht von heute neu und unaufgeregter bewertet werden muss. (shrink)

Was in Theorien an Auflösungsvermögen verkraftet werden kann und muß, findet in der Welt, die durch Theorie rekonstruiert werden soll, eine Parallele: Was der Mensch sei, ist nicht einmal menschen- und lebensweltlich eine klare Kante. In den Humankatastrophen der letzten hundert Jahre wird er zu einer verfeuerungsfähigen Biomasse. Man kann kaum den Eindruck gewinnen, daß sich daran etwas wirklich geändert hat. Es wird Tag für Tag hekatombenweise gestorben, gemordet, gefoltert. Der Mensch wird definiert als das Wesen, das man töten kann (...) durch Hunger, Krankheit, Folter, Mord und Krieg, namenlos, zahllos, heute hier, morgen dort. Man könnte sich denken, daß die Lehre vom Menschen, die Anthropologie, ihren Grund verliert und eigentlich zur Thanatologie konvertieren müßte. Und dank Gentechnologie erscheint am Horizont die Vision, der Mensch sei nicht mehr jemand, der nach dem Bilde eines Gottes geformt sei, sondern nunmehr jemand, der in den Stand versetzt wurde, sich ein machbares Bild von sich selber zu schaffen, die Exemplare der humanen Population so zu formatieren, daß sie dem alten Ideal der Kalokagathia entsprechen: tugendhaft, schön, alters- und behinderungslos, krankheits-, rausch- und drogenfrei, angemessenen Verstandes eine Idee der Devianzausmerzung, könnte man sagen, die Idee einer leid- und schicksalsfreien Ruhewelt, einer Re-Animation des Paradiesgedankens ohne Adam und ohne Eva. (shrink)

Seit Hermann Lübbes bahnbrechender Studie über die Politische Philosophie in Deutschland wird die deutsche Weltkriegsphilosophie von 1914–1918 als „FichteBewegung” charakterisiert. Zweifellos finden sich viele Belege für diese These. Im Gefolge von Rudolf Eucken, der zum „Herold des Deutschtums” und neuen Fichte stilisiert wurde, proklamierte die Kriegsphilosophie analog zu Fichtes Reden an die deutsche Nation einen Weltberuf des deutschen Geistes. Die Reden Fichtes könnten dabei ermutigen, so Eucken, „unser deutsches Wesen immer klarer und reiner herauszuarbeiten zum Segen für uns selbst, zum (...) Heil auch für das Ganze der Menschheit”. Bei dem Leipziger Professor Ernst Bergmann geriet Fichte als Begründer des Glaubens an eine deutsche Führungsrolle für die Menschheit sogar in die Rolle eines Religionsstifters, der ein ideales Deutschtum aufgegeben habe. Die polemisch gegen den französischen Universalismus entwickelte Idee Fichtes einer „ Menschheits-Gegenpartei” ließ viele Philosophen hoffen, dem eigenen Krieg einen allgemeinen Sinn geben zu können. Der Berliner Privatdozent Heinrich Scholz faßte diese Hoffnung in die knappe Formel: „Das Vaterland ist der Schlüssel zur Welt”. (shrink)

Wie kann die Entstehung des kritischen Potentials der Hegelschen Philosophie historisch verständlich werden? In der Beantwortung dieser Frage wird Hegels Transformation der "Arbeit des Republikaners für das Allgemeine" (1795) über die "allgemeine Arbeit des Krieges" (1802) bis zur "Arbeit des Begriffes" (1807) rekonstruiert. Diese Transformation erfolgt in Hegels Teilnahme an revolutionshistorischen Heroismusformen, die Citoyen-Substitute für die bourgeoise Hegemonie begründen. Für Hegels Übergang vom jakobinischen zum napoleonischen Substitut spielt zunächst die "höhere Aufklärung" der "Vereinigung" (Hölderlin) die Schlüsselrolle, sodann die durch Schellings (...) "Anschauung" ermöglichte Rezeption der manufakturbürgerlichen Ökonomie (A. Smith) im Unterschied zur handelsbürgerlichen Ökonomie (J. Steuart). Mit der Arbeit des Geistes beginnt die genuin Hegelsche Objektivierung des heroischen Idealismus durch die spekulativ-systematische Selbstbegründung des Begriffs. Daran konnte Marx in seiner Frage nach der Überwindung des Gegensatzes zwischen abstrakter und konkreter Arbeit durch Formen der "allgemeinen Arbeit" und der "unmittelbar gesellschaftlichen Tätigkeit" anschließen. (shrink)

Militärtechnisch könnte der Westen (und sogar Deutschland alleine) einen Krieg gegen den Islamischen Staat (IS) gewinnen; aber es wäre ein weiterer Pyrrhussieg über radikale Kräfte unter islamischer Flagge. Wenn wir uns für die Folgen unseres Nichtstuns verantwortlich fühlen sollen, dann sind wir erst recht verantwortlich für die fatalen Neben-, Spät- und Langzeitfolgen unserer Interventionen im Nahen Osten : Die Region ist voller Waffen (die zum erheblichen Teil von uns stammen) und voller Fanatiker, die auch wegen unserer Anwesenheit immer neu (...) radikalen Zulauf finden. Nach all diesen entmutigenden Erfahrungen sollten wir uns eingestehen, dass wir uns überschätzt haben und gescheitert sind. Um der Konfrontation auf lange Sicht ein Ende zu bereiten, sollten wir aus der Region vollständig abziehen, keine Waffen liefern – und in der muslimischen Welt um Entschuldigung für unsere vormalige Hybris bitten. Der Frieden im Nahen Osten muss von den dort Wohnenden selber gefunden werden. (shrink)

Comprehensive coverage of the special theory (frames of reference, Lorentz transformation, relativistic mechanics of mass points, more), the general theory ...

A central theme of this collection is that the philosophy of language, at least a core portion of it, has matured to the point where it is now being spun off ...

What are the causes of the evolution of complex cognition? Discussions of the evolution of cognition sometimes seem to assume that more complex cognition is a fundamental advance over less complex cognition, as evidenced by a broad trend toward larger brains in evolutionary history. Evolutionary biologists are suspicious of such explanations since they picture natural selection as a process leading to adaptation to local environments, not to progressive trends. Cognitive adaptations will have costs, and more complex cognition will evolve only (...) when its local utility outweighs them. (shrink)

We only need to think for a moment about surfaces and other interfaces to realise their enormous importance in everydaylife. There are numerous branches of physics, chemistry, biology, and materials science concerned wholly or largely with surfaces, and one sometimes comes across the expression ‘surface science’ Among the natural phenomena connected with surfaces which have aroused scientific interest are surface tension, surface waves, photoelectric emission, reflection, refraction, evaporation, adsorption, adhesion, thin films, detergents, catalysts, cell membranes, skin. All of these phenomena (...) are complex, interesting, and some of them are still far from completely understood. Are surfaces important for philosophy? An epistemologist might well answer affirmatively, thinking of Quine’s "surface irritations" as the basis of our knowledge of the physical world, or Berkeley’s theory of vision, or the view that we perceive a material object in virtue of suitable causal interaction with its surfaces. But at first sight it seems that there is not much of interest for an ontologist. In his work on surfaces, especially in the book of that name, Avrum Stroll has shown to the contrary that there is much ontological interest in surfaces} Every ontologist delights in a newly discovered or hitherto neglected member of the ontological zoo: surfaces are not exactly new, but they have been neglected, and we can be grateful to Stroll for bringing them to greater prominence. (shrink)

ABSTRACT Tensism is the view that tense is not merely a property of language and the mind, but of the world itself. Perspectivalism extends this idea to all perspectival properties be they person or locational. One challenge that perspectivalism faces is the problem of expressing the contents of the beliefs and utterances of persons that are in other perspectival positions. One proposed solution to this problem is to allow for semantic theories that "realign" the expression of contents so that the (...) contents expressed by persons in other perspectival positions can be re-expressed from one's own perspectival position. In this paper I argue that a similar semantic realignment strategy could be deployed in helping perspectivalists generally come to grips with a puzzle raised by the Special Theory of Relativity. In short, the strategy is to realign the expression of contents in another inertial frame so that they are expressed from within your inertial frame. As we will see, the strategy is not puzzle free. (shrink)

This article replies to the main objections raised by the commentators on Carruthers . It discusses the question of what evidence is relevant to the assessment of dispositional higher-order thought theory; it explains how the actual properties of phenomenal consciousness can be dispositionally constituted; it discusses the case of pains and other bodily sensations in non-human animals and young children; it sketches the case for preferring higher-order to first-order theories of phenomenal consciousness; and it replies to some miscellaneous points and (...) objections. (shrink)

This chapter examines the extent to which there are continuities between the cognitive processes and epistemic practices engaged in by human hunter-gatherers, on the one hand, and those which are distinctive of science, on the other. It deploys anthropological evidence against any form of 'no-continuity' view, drawing especially on the cognitive skills involved in the art of tracking. It also argues against the 'child-as-scientist' accounts put forward by some developmental psychologists, which imply that scientific thinking is present in early infancy (...) and universal amongst humans who have sufficient time and resources to devote to it. In contrast, a modularist kind of 'continuity' account is proposed, according to which the innately channelled architecture of human cognition provides all the materials necessary for basic forms of scientific reasoning in older children and adults, needing only the appropriate sorts of external support, social context, and background beliefs and skills in order for science to begin its advance. (shrink)

A reassessment of Freud's central concept of the Oedipus complex, using the interlocking perspectives of biography, intellectual history and Greek tragedy. The study establishes how Freud reached his formulation through his own self-analysis and clinical work.

New developments in reproductive technology have made headlines since the birth of the world's first in vitro fertilization baby in 1978. But is embryo experimentation ethically acceptable? What is the moral status of the early human embryo? And how should a democratic society deal with so controversial an issue, where conflicting views are based on differing religious and philosophical positions? These controversial questions are the subject of this book, which, as a current compendium of ideas and arguments on the subject, (...) makes an original contribution of major importance to this debate. (shrink)

ABSTRACT In Germany, applied ethics is under attack from a diverse coalition of left‐wing organisations, disability groups, and some conservative defenders of a strict doctrine of the sanctity of human life. The attack has been pressed to the point of forcing the cancellation of conferences and disrupting lectures or classes so that they cannot take place. This essay describes the extent and nature of the attack, and makes a preliminary assessment of its significance.

Vol. 1: First published in German under the title: Sph'aren I. Blasen.

The authors here promote the reintroduction of temporality into the description and analysis of spoken interaction. They argue that spoken words are, in fact, temporal objects and that unless linguists consider how they are delivered within the context of time, they will not capture the full meaning of situated language use. Their approach is rigorously empirical, with analyses of English, German, and Italian rhythm, all grounded in sequences of actual talk-in-interaction.

An introduction to the life and work of the philosopher Jacques Derrida.

This volume critically explore and extend Hayek's Nobel Prize-winning work on knowledge and social interconnectedness from the disciplines of law, economics, philosophy, anthropology, political science, and history. Hayek's insights about knowledge become even more important once it is recognized that nothing in the social world occurs in isolation. There is no such thing as a distinct economic, political, or social sphere--they are inextricably intertwined. Given the range of both Hayek's work and the contributing authors' perspectives, the range of topics covered (...) in this volume is extraordinarily wide, running the gamut from immigration, to white supremacy, to ancient agricultural practices, to the nature of what it means to be free. (shrink)