Abstract
Wissenschaft wird klassischerweise als der privilegierte Weg zu verlässlicher Erkenntnis angesehen. Diese Sichtweise ist in den wissenschaftsreflexiven Disziplinen, vor allem Wissenschaftsgeschichte und -Soziologie, seit einiger Zeit in die Kritik geraten. Wissenschaftsverweigerung und pseudowissenschaftliche Ansätze missbrauchen die wissenschaftskritischen Argumente für ihre Zwecke. Dies hat lebensweltliche Folgen, etwa wenn Maßnahmen gegen den anthropogenen Klimawandel oder die COVID-19-Pandemie unterbleiben, weil der wissenschaftliche Erkenntnisstand diskreditiert wird. Ziel von Philosophieunterricht über die Reichweite wissenschaftlicher Erkenntnis muss daher sowohl die berechtigte Kritik an den wissenschaftlichen Erkenntnisansprüchen als auch die Darstellung von Gründen für ein Vertrauen in die Wissenschaften, kurz, die Förderung wissenschaftsreflexiver Kompetenz sein. Gesellschaftliche Kontroversen über mutmaßliche Pseudowissenschaften bieten den Kontext für eine motivierende Auseinandersetzung mit dem Thema Wissenschaft, sodass Schülerinnen und Schüler „Wissenschaftstheorie im Einsatz“ praktizieren können.