Abstract
ZusammenfassungDer Begriff „Ethik“ wurde vor kurzem sowohl in die zahnmedizinische Musterberufsordnung 2014 als auch in den aktuellen „Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Zahnmedizin“ aufgenommen. Die hier vorgelegte Studie widmet sich der Frage, welche Bedeutung dies für die zahnmedizinische Profession und die Gesellschaft hat. Zu diesem Zweck werden die gesellschaftlichen Prozesse erörtert, die durch den autonom handhabbaren Handlungsspielraum der zahnmedizinischen Profession bedingt sind. Die sozialwissenschaftlichen Diskursfelder Profession, Vertrauen, Bildung, Expertise, Handlungspraxis und Sanktion werden hierzu in ihrer Anschlussfähigkeit zueinander und als struktureller Bedeutungsrahmen professionsethisch reflektierten Handelns aufgearbeitet. Basis des professionellen Handlungsspielraums ist ein gesellschaftlicher Vertrauensvorschuss, der dem professionell Handelnden seitens der Gesellschaft und seitens des einzelnen Patienten entgegengebracht wird. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das jahrzehntelange Fehlen einer institutionell etablierten Vermittlung der ethischen Grundlagen des zahnmedizinischen Handelns ein schweres Versäumnis darstellt, da junge Zahnärzte nicht angeleitet werden, ihre fachliche Expertise in Bezug auf die zu lösenden Problemstellungen permanent zu reflektieren. Dieses Defizit ist nunmehr benannt worden. Eine institutionell getragene Struktur zur Bearbeitung ethischer Fragen im Rahmen der Zahnheilkunde ist hiernach zu fordern und sollte nunmehr dringend implementiert und umgesetzt werden.