Abstract
ZusammenfassungDer Einsatz von Visualisierungen ist gerade in der Zahnheilkunde in den letzten Jahren rasant gestiegen. Neben erkennbaren Vorteilen und Potentialen in Bezug auf die Wissensvermittlung und Veranschaulichung komplexer Sachverhalte bergen derartige Darstellungen auch das Risiko, direktiv bzw. manipulativ eingesetzt zu werden. Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel des vorliegenden Beitrages, die normativen Implikationen von aktuellen Visualisierungstechniken und -strategien in der Zahnheilkunde zu problematisieren. Im Mittelpunkt der Analyse stehen hierbei die Einsatzbereiche von Visualisierungen in der Zahnheilkunde, ihre Potentiale und Grenzen, bestehende Manipulationsmöglichkeiten und hieraus resultierende normative Forderungen. Methodische Grundlagen des Beitrags sind die Prinzipienethik nach Beauchamp und Childress und das Veracity-Gebot; zudem erfolgt eine Auswertung der verfügbaren kommerziellen Literatur sowie der einschlägigen Fachbeiträge zum Themenfeld. Der Beitrag führt zu dem Ergebnis, dass die verfügbaren Visualisierungstechniken und -konzepte ein hohes Risiko für einen manipulativen Einsatz bergen. Dies betrifft insbesondere den Bereich der zahnärztlichen Beratungs- und Aufklärungsgespräche. Nur wenn ein kritischer Blick auf die Ambiguität derartiger Techniken erfolgt und ihr Einsatz durch direkte zahnärztliche Informationen flankiert wird, bieten Visualisierungen die Chance, den Patienten zu instruieren, die Patientenautonomie zu stärken und der Forderung nach einem „Informed consent“ Rechnung zu tragen.