Abstract
Der Beitrag untersucht zunächst einige Beispiele für die Berufung auf Menschenbilder in bioethischen Diskussionen. Dabei wird deutlich, dass die Rede von ‚Menschenbildern‘ selbst undeutlich und auch manipulations- und ideologieanfällig ist. Es besteht sowohl die Gefahr, dass moralische Diskurse relativistisch an bestimmte Traditionen gebunden werden als auch, dass der Verweis auf eine Fundierung von Normativität in Menschenbildern moralische Verständigung nahezu aussichtslos macht. In Auseinandersetzung mit der philosophischen Anthropologie wird über alternative Konzeptualisierungen nachgedacht. Dabei geht es darum, Menschenbilder in einer menschlichen Grundsituation zu lokalisieren, wonach Menschen symbolische und normative Ordnungen schaffen. Eine solche Reflexion auf die Bedingungen der Möglichkeit, Menschenbilder zu schaffen, öffnet die Diskussion auf eine universalistische Perspektive. Abschließend werden einige Implikationen für den bioethischen Diskurs skizziert.