Abstract
Unter den philosophischen Strömungen des 20. Jh.s zeichnen sich die Existenzphilosophie und die Hermeneutik dadurch aus, dass sie sich nicht nur vielfach mit Aristoteles auseinandersetzten, sondern sich gerade durch diese Auseinandersetzung zu allererst entwickelten und ausgestalteten. Beide Disziplinen verbindet nicht nur das Lehrer-Schüler Verhältnis ihrer Hauptvertreter Martin Heidegger und Hans-Georg Gadamer, sondern auch eine sachliche Affinität – die aber in ihren Details strittig bleibt. Ebenso kontrovers sind Inhalt, Charakter und Intention der jeweiligen Bezugnahme der beiden Philosophen auf Aristoteles; generell konzentriert sich dieser Bezug auf den Aristotelischen Begriff der Praxis, auf die dianoetische Tugend der Phronesis und auf den Aufweis der Spannungen, die zwischen den Facetten praktischer Rationalität im Aristotelischen Werk entstehen.