Abstract
An der eugenisch ambitionierten und biologistisch durchtränkten Konzeption Maria Montessoris (1870–1952) kann exemplarisch und geradezu idealtypisch eine weltweit prominente Vision von der (Selbst)Optimierung des Kindes veranschaulicht werden. Montessoris ganzes Streben war darauf gerichtet, das ‚anormale‘, d. h. das von der statistischen Durchschnittsnorm in physiologischer, pathologischer, moralischer und intellektueller Hinsicht abweichende Kind zu verhindern und, wenn nötig, zu selektieren, um das ‚normale‘ mithin (selbst)optimierte Kind zu fördern. Auch wenn Montessori in der Erziehung – speziell in der von ihr selbst konzipierten – die Ermöglichung von Perfektionierung im Hinblick auf eine „Höherentwicklung“ des Menschen sah, musste sie sich am Ende ihres Lebens respektiv eingestehen, dass eine nachhaltige und grenzenüberschreitende Steigerung der kindlichen Natur letztlich nur über reproduktionstechnologische Eingriffe zu erzielen sein werde.