Abstract
Zusammenfassung Der Aufsatz beschäftigt sich mit den religiösen und politischen Leitvorstellungen Friedrich Naumanns, dessen Lebensweg im Wilhelminischen Deutschland reich an konzeptionellen Neuorientierungen zu sein scheint. Nach seinem anfänglichen Engagement für die christlich-soziale Bewegung, die den Reich-Gottes-Gedanken zu einem Konzept sozialer Gerechtigkeit nutzte, trat Naumann ab 1898 im Sinne des politischen Liberalismus verstärkt für eine Trennung von Religion und Politik ein, um schließlich unter Betonung nationaler und sozialdarwinistischer Interessen eine Zivilreligion zu formulieren. Diese Veränderung, daß dem christlichen Glauben für die politische Ethik nur noch eine marginale Bedeutung eingeräumt wurde, wird meist als ein größerer Bruch in Naumanns Biographie bewertet. Der Aufsatz vertritt demgegenüber die Auffassung, daß trotz aller Wandlungen in der Auffassung von Religion und Politik Naumanns Ziel immer dasselbe blieb, nämlich einen Beitrag zur Förderung menschlicher Gemeinschaft zu leisten.