Von der Phänomenologie des Lebens zur Ontologie der Geschichte
Heidegger zwischen Husserl und Dilthey
Abstract
Der Aufsatz analysiert sowohl historisch als auch thematisch die Bedeutung des lebensphilosophischen Ansatzes Diltheys für die Entwicklung der hermeneutischen Position Heideggers in die Richtung, die zu der Fassung von Sein und Zeit 1927 führte. Eine Paralleluntersuchung der Haupttexte beider Autoren zeigt, dass für den jungen Heidegger die Perspektive Diltheys eine wesentliche Ergänzung der phänomenologischen Methode Husserls in Richtung eines nichtobjektivierenden Zuganges zum ,,Leben“ war. Die Problematisierung der geschichtlichen Zeit im geistigen Leben ist der Punkt, an dem Heideggers Annäherung an die Philosophie Dilthey sowohl sein Höchstmaß als auch seinen Bruch erreichte. Diltheys bahnbrechendes Verständnis des Phänomens ,,Zeit“ zeigte sich durch Heideggers ,,Destruktion“ noch begrenzt und durch wissenschaftliche (d. h. noch objektivierende) Voraussetzungen gekennzeichnet