Abstract
In der Literatur zu Alexis de Tocqueville spielte seine Analyse des Rassismus in den USA lange Zeit eine untergeordnete Rolle. Tatsächlich wurde Tocqueville überhaupt erst im Zuge der Bürgerrechtsbewegung der 1950er und 60er Jahre als Kritiker des Rassismus wahrgenommen. Danach hat das letzte Kapitel vom ersten Band von De la démocratie en Amérique in den Debatten über Tocqueville und das Verhältnis von Rassismus und Demokratie jedoch einen immer wichtigeren Platz eingenommen, denn in De la démocratie en Amérique zeigte er, dass die rechtliche Gleichstellung allein nicht ausreichte, Vorurteile und die Praktiken der Diskriminierung aufzuheben, da die Schwarzen „inmitten einer Bevölkerung“, die ihnen an Reichtum und Bildung weit überlegen war, „halbgebildet und rechtlos“ und der „Unduldsamkeit der Sitten“ ausgeliefert blieben (Tocqueville 2010, 2, 565).