Konstanz: Konstanz University Press (
2015)
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Abstract
In der vorliegenden Arbeit soll die These mitsamt den sich aus ihr ergebenden Konsequenzen etabliert werden, dass die Disziplin Gerechtigkeitstheorie durch Entwicklungen in der Disziplin Erkenntnistheorie in dem Sinne beeinflusst wird, dass erstere sich von letzterer Anregungen im grundsätzlichen methodischen Vorgehen holt. Diese These soll sowohl unter Bezug auf allgemeine Argumente plausibilisiert als auch durch eine Rekonstruktion gerechtigkeitstheoretischer Ansätze aus erkenntnistheoretisch informierter Perspektive am konkreten Material belegt werden. Eine Konsequenz, die sich aus dieser These ableiten lässt, ist die Vorhersage, dass die beiden bis anhin vorherrschenden Paradigmen innerhalb der Gerechtigkeitstheorie - Neoaristotelismus und Neokantianismus - nur schwer in der Lage sein werden, ihre jeweilige Schwäche, nämlich Kulturrelativismus respektive leeren Universalismus, zu überwinden, weil diese Schwäche eine notwendige Folge aus ihrer Anlehnung an die ihnen jeweils zugrunde liegende Erkenntnistheorie darstellt und somit auf basaler Ebene der Theorie verortet ist. Eine andere Konsequenz besteht darin, dass es auf Basis dieser These möglich wird, zwei aktuelle, bislang aber nur selten miteinander assoziierte gerechtigkeitstheoretische Ansätze, die sich beide gegen die vorherrschenden Paradigmen wenden - nämlich der Ansatz Amartya Sens und derjenige Axel Honneths -, als ein und derselben philosophischen Theorietradition zugehörig auszuweisen: dem Pragmatismus. Unter explizitem Anschluss an selbige Theorietradition sollen diese beiden gerechtigkeitstheoretischen Ansätze zudem zu einem Ansatz weiterentwickelt werden, der als "Gerechtigkeitstheorie als historischer Experimentalismus" bezeichnet wird. Der Beitrag der vorliegenden Arbeit besteht somit zum einen darin, einen Blick auf die Disziplin Gerechtigkeitstheorie freizumachen, der durch die Trennung der Philosophie in eine sogenannte praktische, u.a. die G.