Abstract
Während in den letzten Jahrzehnten der Begriff der Armut immer mehr ins Zentrum von detaillierten philosophischen Analysen systematischer Natur rückte und die Ausführungen von u. a. John Rawls, Peter Singer, Thomas Pogge, Amartya Sen, Robert Nozick und Martha Nussbaum eine einflussreiche und facettenreiche Diskussion bezeugen, wird die historische Untersuchung der philosophischen Auseinandersetzung mit dem Thema in der Neuzeit im Allgemeinen vernachlässigt. Im Wörterbuch der philosophischen Begriffe fehlt der Begriff ›Armut‹. Im neuen Historischen Wörterbuch der Philosophie findet sich kein der Armut gewidmetes Lemma. Auch wenn im neuen Wörterbuch dank des Pauperismus- Lemmas zumindest ein Aspekt der Armutsdiskussion vertreten ist, scheint sich die »Armutsvergessenheit « angesichts des verbreiteten Leidens und Sterben armer Menschen noch »als blind, wenn nicht gar als kalt und zynisch« zu erweisen.