Abstract
Es ist eine verbreitete philosophische Überzeugung, dass moralischen Handlungsgründen im Falle eines Konflikts mit Handlungsgründen anderer Art stets der normative Vorrang zukommt. In diesem Aufsatz werde ich die These vertreten, dass diese Überzeugung falsch ist. Es gibt keine überzeugende Begründung des normativen Vorrangs der Moral. Um diese These zu begründen, werde ich in drei Schritten vorgehen. Zunächst werden die Bedeutung und die Relevanz der Vorrang-These, wie sie von nun an kurz genannt werden soll, erläutert. Danach wird dargelegt, dass eine bestimmte Voraussetzung erfüllt sein muss, damit die Frage, ob moralischen Handlungsgründen der normative Vorrang zukommt, überhaupt sinnvoll gestellt werden kann. Nach diesen Vorbereitungen werden die wenigen Argumente, die zur Stützung der Vorrang-These vorgebracht wurden, analysiert und widerlegt