Abstract
‚Gefühle‘ und ‚Leidenschaften‘ sind in Tocquevilles Demokratietheorie Themen von zentraler Bedeutung. Dies zeigt sich beispielsweise schon am Aufbau des zweiten, demokratiekritischeren Bandes von Über die Demokratie in Amerika. So untersucht Tocqueville im dritten Teil des zweiten Bandes von 1840 nicht nur den Einfluss des Gefühlslebens der Amerikaner auf die Demokratie, sondern befasst sich im vierten Teil auch mit der Frage, welchen Einfluss das demokratische Denken und Fühlen auf die politische Gesellschaft hat. Er nimmt somit an, dass eine der Demokratie eigentümliche Art des Denkens und Fühlens existiert. Während Gefühle für Tocqueville überwiegend positiv konnotiert sind, assoziiert er mit den Leidenschaften unkontrollierbare Triebe und stuft sie als negativ und destabilisierend für die Demokratie ein.