Abstract
Der Begriff der Verantwortung spielt eine zentrale Rolle für die Moralphilosophie.
Verantwortung ist eine Konsequenz unserer Handlungsfähigkeit
sowie eine Vorbedingung von Verdienst und Schuld. Was allerdings in der
Moralphilosophie häufig unter Verantwortung verstanden wird, ist in einer
wichtigen Hinsicht simpler als unser alltägliches Verantwortungsverständnis,
weil ihm dessen dynamischer Charakter fehlt. Ziel meines Beitrags ist es,
auch in der Philosophie stattdessen für einen komplexen, dynamischen Verantwortungsbegriff
zu plädieren. Nach meiner Überzeugung lassen sich
dadurch eine Reihe schwieriger philosophischer Probleme auflösen und vor
allem gelangt man auf diesem Weg zu einem attraktiven Verständnis des Verhältnisses
zwischen Handlungen und Verantwortung.
Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist ein Problem, das meines Wissens
bislang in der Philosophie nicht thematisiert wurde, obwohl es, wie der
Name andeutet, den ich ihm gegeben habe, eine prominente Vorgeschichte
hat, das Pilatus-Problem.