Abstract
So einleuchtend der Gedanke ist, dass alle Menschen qua ihres
Menschseins und unabhängig von ihren individuellen Eigenschaften
gleich an Würde und Rechten sind, so unbefriedigend scheint er jedoch
auf den ersten Blick zu sein, wenn man sich dem Thema der Kinderwürde
und Kinderrechte zuwendet. Denn erstens scheint es auch innerhalb
des grundsätzlichen Rechts auf moralische Berücksichtigung spezielle
Formen der Achtung oder Missachtung der kindlichen Würde zu
geben. Und zweitens stellt sich das Problem eines richtigen Verständnisses
der Kinderwürde noch einmal grundsätzlicher, wenn man nach
der begründenden Rolle der Menschenwürde für die Menschenrechte
fragt. Denn hier liegt es nahe, auf bestimmte Würde verleihende Charakteristika
aller Menschen zurückzugreifen, von denen es aber sehr
fraglich ist, ob auch Kinder sie teilen.
Es ist ein Verdienst Georg Lohmanns, in seinen Arbeiten auf beide
Schwierigkeiten der zu einfachen Charakterisierung des Verhältnisses
zwischen Kindern und Würde hingewiesen zu haben. Ich werde deshalb
zunächst, in den ersten beiden Teilen meines Beitrags, orientiert
an seinen Überlegungen, herausarbeiten, inwiefern dieses Verhältnis
hier zu einem Problem wird. Einen Lösungsvorschlag, also eine positive
Charakterisierung der Würde des Kindes, hat Lohmann, soviel ich
weiß, bislang nicht vorgelegt. Im letzten Teil des Beitrags möchte ich
skizzieren, wie eine Lösung meines Erachtens aussehen könnte.