Psyche 76 (12):1073-1106 (
2022)
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Abstract
Der Beitrag fragt danach, was einem Subjekt durch ein psychisches Trauma angetan wird. In diesem Zusammenhang setzt er sich mit Tendenzen auseinander, die derzeit in der Psychoanalyse im Umgang mit Traumata zu beobachten sind: Steht ein Trauma im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit, tendierten Psychoanalytiker dazu, darin ein für ihre klinische Arbeit spezielles oder gar außergewöhnliches Problem zu sehen, das nach »etwas Anderem« als der grundlegenden Methode der Psychoanalyse verlangt. Demgegenüber wird die Auffassung vertreten, dass ein Trauma untrennbar mit dem Seelenleben verwoben ist. So etwas wie eine nichttraumatische Psychopathologie, so der Autor, gibt es nicht. Jede traumatisierte Psyche, unabhängig von der Intensität des Traumas, stehe darum im Grunde vor demselben Problem: Wie lässt sich der grundsätzliche Mechanismus der Wiederholung überwinden und eine ergebnisoffene Symbolisierung erreichen? Um diese Prozesse beschreiben zu können – die auch anhand einer Vignette illustriert werden –, schlägt der Autor die Unterscheidung zwischen »Subjektivität« und »Subjektalität« vor.