Abstract
Ludwig Feuerbach studierte von 1824 bis 1826 bei Hegel in Berlin. Trotz aller späteren Polemik, zeigt Feuerbachs Religionsphilosophie deutliche Spuren seiner Beschäftigung mit der hegelschen Konzeption des Bewusstseins, des Selbstbewusstseins und des Geistes. Der Beitrag untersucht den Zusammenhang, den Hegel zwischen Selbstbewusstsein und Religion herstellt, und erörtert die Kritik Feuerbachs an Hegel. Während Hegel unter Religion das Bewusstsein versteht, das der absolute Geist von sich selbst besitzt, macht Feuerbach daraus eine krankhafte Abart des Selbstbewusstseins der menschlichen Gattung. Statt sein eigenes allgemeines Wesen zu verwirklichen, schreibt der einzelne Mensch die positiven Eigenschaften der Menschheit einem anderen zu und verehrt dieses als Gott. Feuerbachs Deutung der Religion bleibt insofern hinter dem hegelschen Begriff des Geistes zurück, als er den Gedanken eines Welt und Menschheit übersteigenden, alles umfassenden Absoluten von vornherein ausschließt.