Abstract
Zusammenfassung „G[ottes]L[ehre] in gewisser Beziehung = W[issenschafts]L[ehre]“ (GA II/7: 381). So lautet 1805 in nuce Fichtes Verhältnisbestimmung von transzendentaler und (modern:) theologischer Reflexion, die sich so wesensverwandt gegenüberstehen. Während die Wissenschaftslehre in gewisser Beziehung theologische Rationalität wird, verdankt sich gerechtfertigte Theologie immer schon transzendentaler Rationalität. Es ist zu zeigen, dass diese spezifische Theologie, die Fichte damals vor Augen hatte, seit ihrem Aufkommen im 19. Jahrhundert, die sogenannte Fundamentaltheologie ist. Wissenschaftslehre und Fundamentaltheologie sind Grundlagenwissenschaften. Die folgenden Überlegungen gehen einerseits historisch fünf Figuren (Pentatomie) der Rezeptionsgeschichte der Wissenschaftslehre in der Fundamentaltheologie nach, um eine Zwischenbilanz zu geben, die in einen Ausblick mündet. Andererseits wird systematisch die These dargelegt und unterlegt, dass Fundamentaltheologie heute nicht mehr auskommt, ohne in gewisser Beziehung zur Wissenschaftslehre zu stehen; ebenso ist in gewisser Beziehung die Wissenschaftslehre fähig und ist ihr inhärent, fundamentaltheologische Logoumena auszuweisen. Es gilt, u. a. folgenden Fragen betreffend transzendentale Gotteslehre nachzugehen: Warum ist das Offenlegen von Enthymemen so wichtig? Wie lässt sich Normativität begründen? Wie steht es um die Wichtigkeit von Aufzeigen (demonstratio), Beweisen und Begründen? Warum ist das ‚deum loqui‘ nicht mehr auszuschliessen von einer allgemeinen Wissenschaftstheorie?