Abstract
Eine theoretisch-begriffliche Auseinandersetzung mit dem Vorbild wird schon seit Jahrzehnten als Desiderat in Pädagogik und Erziehungswissenschaft betrachtet. Wenn sich erziehungswissenschaftliche Forschung überhaupt mit der erzieherischen Bedeutung und Funktion des Vorbilds beschäftigt, greift sie nicht selten auf das aus der Psychologie stammende Modell bzw. Modelllernen zurück. Semantische Unterschiede zwischen Vorbild und Modell, aber auch zwischen Vorbild und Idol sowie dem ‚erzieherischen Beispiel‘ werden beinahe durchweg nivelliert. Der Beitrag versucht in dieser Hinsicht zunächst, für terminologische Klarheit zu sorgen, indem er entfaltet, was in pädagogischer Hinsicht unter dem Vorbild in explizit pädagogischer Perspektive zu verstehen ist. Davon ausgehend wird weiterhin geprüft, welche Möglichkeiten und Grenzen das Vorbild für die und in der Erziehung hat. Bei dieser kritischen Prüfung werden Überlegungen Immanuel Kants zur erzieherischen Bedeutung des Vorbilds herangezogen.