Argumentation.Online (
2025)
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Abstract
Eine zentrale Frage der Populationsethik ist, ob eine Welt mit zusätzlichen glücklichen Individuen besser ist als eine ansonsten gleiche Welt ohne diese Individuen. Natürlich wirkt sich die Existenz zusätzlicher Individuen auf verschiedenste Weise auf das Wohlergehen anderer (wie z.B. der Eltern) aus und ist aus diesem Grund instrumentell gut oder schlecht. Es verbleibt jedoch die strittige Frage, ob die Existenz zusätzlicher glücklicher Individuen an sich gut ist. Nach einer verbreiteten (obgleich keineswegs universellen) Intuition ist die Existenz zusätzlicher glücklicher Individuen, zumindest wenn es diesen nicht außergewöhnlich gut geht, an sich weder gut noch schlecht, sondern ethisch neutral. Diese Intuition motiviert das starke Neutralitätsprinzip, welches in etwa besagt, dass eine Welt mit zusätzlichen Individuen, denen es nicht besonders gut oder schlecht geht, genauso gut ist wie die gleiche Welt ohne diese Individuen. Im Folgenden rekonstruiere ich ein einflussreiches Argument von John Broome gegen das starke Neutralitätsprinzip. Broomes Argument ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine überraschende und für viele kontraintuitive Konklusion aus weitgehend anerkannten Prämissen abgeleitet werden kann.