Abstract
Angesichts des Ausstellungsbetriebs, bei dem das, dem eine Ausstellung doch dienen soll: das Kunstwerk und sein Betrachter, immer mehr zur Staffage der Selbstinszenierung bedeutungsschwangerer Ausstellungsräume gerät, und angesichts einer von nahezu allen Wissenschaften, die mit Kunst sich beschäftigen, vollzogenen Verabschiedung des Kunstwerks als sinnvoller Kategorie, von einer Ästhetik im Ausgang vom Werk noch zu reden, scheint, gelinde gesagt, anachronistisch. Überall ist es offensichtlich und die entsprechenden Theorien sanktionieren es: Kunst ist, was das öffentliche Gerede und die Kaufkraft der Finanzfachleute dazu macht, symbolisches und reales Kapital. Daß aber dieser Prozeß zu seiner Legitimation sich stets noch auf substantielle Werke bezieht, legt die Vermutung nahe, daß mit ihrem Verschwinden auch der Leerlauf des Betriebs sich offenbaren, dieser zusammenbrechen würde. So ist dasjenige, das die autonome Kunst zu verschlingen droht, zugleich dasjenige, das von ihrem Fortbestehen zeugt. – Wenn anders Kunst aber als autonom soll gelten können, so muß sie es in ihren Gebilden: den Kunstwerken selbst erweisen.