Abstract
Im Gegensatz zur verbreiteten Auffassung über die Voraussetzungen zur Ausbildung neuen Wissens entstehen wichtige Umstellungen im Denken häufig nicht durch harte Konfrontation zwischen Hypothesen bzw. Theorien. Vielmehr sind oft allmähliche Deutungsverschiebungen bei der Auffassung einer einzigen Hypothese bzw. Theorie zu beobachten. Derartige Prozesse erstrecken sich in der Regel über vergleichsweise lange Zeiträume und sind nicht wie die erstgenannten Vorgänge von eher kurzfristiger Natur. Verglichen mit dem Ausgangspunkt der jeweiligen Entwicklung tritt uns aber eine oft an ihrem Ende tiefgreifend veränderte Wissenssituation entgegen. Infolge der Langsamkeit der geschilderten Entwicklungen und der damit zugleich gegebenen Gewöhnung ihrer Vertreter an die geänderte Situation sind derartige Veränderungen des Wissens selten in einem Ausmaß vom Bewußtsein der Neuheit begleitet, wie dies bei Vorgängen der zuerst geschilderten Art der Fall ist. Trotzdem können aber gerade diese Veränderungen nachhaltiger und von grundlegenderer Art sein als jene. In der Folge sollen die beiden angedeuteten Wege der Erkenntnis hinsichtlich ihres strukturellen Unterschieds klarer erfaßt werden. Unterschiedliche Annahmen über die zugrundeliegende Ontologie sind für diese beiden Arten der Wissensbildung von besonderem Interesse. Insbesondere wird sich auch zeigen, daß die bereits in der Fristfrage berührten pragmatischen Gesichtspunkte eine wichtige Rolle spielen. Die beiden in dieser Untersuchung herauspräparierten "Wege" sind Aspekte jeweils eines Erkenntnisprozesses. So sind sie nicht gegeneinander auszuspielen. Vielmehr weist jeder derartige Vorgang Charakteristika beider modellhaft erfaßten Typen auf