Abstract
Kierkegaard und Stifter werden selten zueinander in Beziehung gesetzt: Zu verschieden wirken das jüngste Kind eines Wollwarenhändlers aus Kopenhagen und das älteste Kind eines Leinwebers und -händlers aus dem südböhmischen Oberplan, der Einfluss des Pietismus in Gestalt der Herrnhuter Brüdergemeine und der eines liberalen Katholizismus im Benediktinerstift Kremsmünster. Vergleichbar erscheinen allenfalls die unerfüllten Liebesbeziehungen zu Regine Olsen beziehungsweise Fanny Greipl oder auch der Kollaps des Kirchenkämpfers und der Selbstmordversuch des vom Nervenleiden Zerrütteten. Dementsprechend berücksichtigt nur ein Forschungsbeitrag etwas eingehender das Verhältnis beider Zeitgenossen. Wird jedoch das Thema der Wiederholung als Vergleichspunkt gewählt, scheint ein Vergleich beider Autoren weniger abwegig, wie im Folgenden mit Konzentration auf Kierkegaards Die Wiederholung und Stifters Der Nachsommer gezeigt werden soll, auch und gerade weil auf diese Weise unterschiedliche Wiederholungskonzepte hervortreten. Auf der Basis einer kursorischen, die Differenz der Wiederholungskonzepte akzentuierenden Präsentation besagter Texte lassen sich schließlich einige allgemeine Bemerkungen zum Verhältnis von Literatur und Religion formulieren.