Abstract
Wie wird man der, der man ist? Die Frage ist zweideutig. Zum einen scheint sie danach zu fragen, wie man durch all das, was einem geschieht und was man tut, schließlich zu jener bestimmten Person wird, die man zu einem gewissen Zeitpunkt ist. Zugleich zielt die Frage darauf, wie man das einholt, was man »ist«, es nicht nur ist, sondern wirklich wird. Die Frage wirft also einerseits das Problem der Verkettung von Taten, Umständen und Wirkungen auf, die das Produkt einer bestimmten Veränderung hervorbringen, wie andererseits das Problem jener Prozesse der Aneignung und Anerkennung, durch die ein Selbstverhältnis zu dieser Veränderung möglich wird. Die Serie Breaking Bad geht diesem doppelten Prozess auf eine besondere Weise nach, indem sie eine negative Bildungsgeschichte, die Geschichte einer Gegen-Bildung erzählt. Sie zeigt, dass die Devise, zu werden, was man ist, nicht auf Selbstausschöpfung zielt - die Entfaltung und Ausschöpfung der eigenen Potentiale -, sondern vielmehr auf Selbstwerdung: die Verwandlung unseres Seins in Werden und Wissen, Selbstaneignung und Selbstüberschreitung.