Abstract
Mill und TocquevilleTocqueville, Alexis de zählen nicht nur zu den größten liberalen Autoren des 19. Jahrhunderts, sie zeichnen sich zudem durch ein sehr ähnliches Verständnis aus, in welcher oftmals verborgenen Weise die Freiheit in der modernen Massengesellschaft bedroht wird. Jene geteilte Sensibilität für die Gefahren, die der Individualität und Pluralität gerade durch ein zu unkritisches Vertrauen in die Demokratie erwachsen, ist in diesem Kontext umso bemerkenswerter, als weder Mill noch Tocqueville eine legitime Alternative zur repräsentativen, mit direkten Partizipationselementen angereicherten Volksherrschaft erkennen konnten. Ihre kritische Distanz führte sie indes nicht wie andere Liberale der Epoche dazu, die Demokratie als möglichen Katalysator einer sozialistischen Revolution abzulehnen. Stattdessen waren sie als Theoretiker wie praktische Politiker darum bemüht, aus den demokratischen Rahmenbedingungen das Beste für ihr gemeinsames Ideal der Freiheit zu machen.