Abstract
In der gegenwärtigen Abtreibungsdebatte ist viel von den sogenannten SKIP-Argumenten gegen die moralische Erlaubtheit der Abtreibung die Rede. Wenig beachtet wird dagegen das Argument der Existenzverhinderung. Dabei handelt es sich um ein interessenbasiertes Argument gegen die Abtreibung, dem zufolge Abtreibung moralisch falsch ist, weil damit die Entstehung eines voraussichtlich glücklichen Wesens verhindert wird. In diesem Beitrag wird das Argument systematisiert und mit einigen Einwänden sowie dem Vorwurf, kontraintuitive Konsequenzen nach sich zu ziehen, konfrontiert. Es zeigt sich, dass das Argument sich gegen Einwände, die sich auf seine interessentheoretischen Grundlagen beziehen, verteidigen lässt und auch nicht daran scheitert, Abtreibung und Empfängnisverhütung in normativer Hinsicht gleichstellen zu müssen. Es erweist sich jedoch dort als angreifbar, wo es zur Begründung einer liberalen Position in Anspruch genommen wird. Unter Rückgriff auf dieses Argument lässt sich also eine konservative Position zur Abtreibungsproblematik begründen, die jedoch den notorischen Schwierigkeiten der SKIP-Argumente aus dem Weg geht