Abstract
Der Urheberrechtsstreit um sogenannte ‚KI-Kunst‘ und die zugrundeliegende Stasis des populären Kunst- und Kreativitätsbegriffs verdeutlichen die Spaltung zwischen den Diskursen einer Kunsttheorie und ihrem tatsächlichen Wirken in der Gesellschaft. Er offenbart einen reduktionistischen Kunstbegriff, der Künstler*innen als Exklusivfiguren genialistischer Singularität präsentiert und kreative Prozesse auf ein menschliches Subjekt zentriert. Damit werden Entwicklungen ignoriert, die die anthropozentrische Auktorialität hinterfragen: Sie haben die Kunst nicht nur einer größeren Allgemeinheit geöffnet, sondern beziehen auch nicht-menschliche Akteur*innen in ihren Prozess mit ein. Kunstproduktion mit nicht-menschlichen Systemen bietet die Möglichkeit, die in Kunsttheorie und Philosophie längst behauptete Auflösung der exklusiven Konzeption von Kunstschaffen zu diskutieren. Ein Beispiel dafür bietet das Werk von Pierre Huyghe, der in seinen Arbeiten das relationale Zusammenspiel menschlicher und nicht-menschlicher Akteur*innen erfahrbar macht.