Abstract
Vorsorgendes und vorbeugendes Handeln gibt es vermutlich schon so lange, wie es Menschen gibt. Insofern kann Prävention in einem anthropologischen Sinn als „Anthropotechnik“ verstanden werden. Es handelt sich um Praktiken der Immunisierung gegen Lebensrisiken, durch die zugleich eine Verbesserung des Lebens erreicht wird. Dabei haben präventive Praktiken eine spezifische zeitliche Struktur: sie sind auf eine vorweggenommene Zukunft bezogen, die gerade nicht eintreten soll. Hierin liegt die auf den ersten Blick verborgene, aber bei genauerem Hinsehen zur Sache selbst gehörige Verknüpfung von Prävention und Optimierung: Indem in der Gegenwart antizipierten Übeln vorbeugend begegnet wird, wird im günstigeren Fall eine bessere Zukunft geschaffen – zumindest aber das Schlimmste verhindert. Der Beitrag zeichnet in geraffter Form die Herausbildung der Umformungen des Präventionsgedankens in der Moderne bis in die Gegenwart nach, in der er eine gouvernementalitätstheoretisch rekonstruierbare Form annimmt und Konsequenzen für pädagogische und psychosoziale Professionen skizziert.