Abstract
Das Konzept der Zwischengewalten weist im postrevolutionären politischen Diskurs Frankreichs eine ungemein umkämpfte Geschichte auf. Einerseits gehörte die Stigmatisierung intermediärer Gewalten zu den längerfristig nachhallenden Folgen der Französischen Revolution, andererseits mehrten sich die Stimmen, die meist in Anschluss an Montesquieu eine Restauration resp. eine Neuerfindung intermediärer Gewalten zur Stabilisierung der politisch-sozialen Ordnung Frankreichs forderten. Anders als viele seiner Zeitgenossen konzipierte Tocqueville Zwischengewalten weniger als restauratives Element, sondern als integratives Mittel zur Selbstregierung, zur Kultivierung republikanischen Bürgersinns und zu Gestaltung kollektiver Freiheitsräume in sich demokratisierenden Gesellschaften. Die Pluralisierung von Zwischengewalten sollte so gleichzeitig demokratische Partizipation ermöglichen und als notwendiges Gegenmittel gegen die potenziellen Pathologien der Demokratie wirken.