Abstract
Der Beitrag behandelt eine geschichtsträchtige und heute noch brisanter gewordene Problematik, nämlich die des Bilderverbots im Islam. Die Tatsache, dass Jahrhunderte lang jede figurative Kunst im Islam missbilligt wurde, zwang die islamischen Künstler dazu, neue Formen der künstlerischen Darstellung zu entwickeln und nach Alternativen zu suchen, die ihre Empfindungen und Ansichten sichtbar machen konnten. Das lässt sich an den sog. „Arabesken“ und geometrischen Figuren, aber auch an der Kalligraphie und den Miniaturen, die ein neues Genre von Bildern vermitteln, am besten verfolgen. All diese Aspekte weisen in der Tat auf eine interkulturelle Durchdringung hin, die ihre Wurzeln im mediterranen Raum ebenso wie im christlichen Bilderstreit bei den Ikonoklasten hat und in diesem Rahmen erläutert werden kann. Gerade die philosophische Deutung dieser Ersatzbilder bietet die Möglichkeit für eine Erschließung verborgener ästhetischer Ornamente, die heute von der modernen Kunst in einigen Ländern der arabisch-islamischen Welt wahrgenommen und produktiv gemacht werden.