Abstract
ZusammenfassungWährend die Implementierung und Nutzung von Ethikberatung in deutschen Krankenhäusern in den letzten 20 Jahren vorangeschritten ist, entstehen erst in den letzten Jahren zunehmend Ethikberatungsangebote im außerklinischen Bereich. In den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land in Südost-Bayern wurde 2012 eine außerklinische Ethikberatung etabliert. Um im Rahmen einer ersten Evaluation wissenschaftliche Erkenntnisse über den Bedarf, die Inanspruchnahme und die Zufriedenheit mit diesem Beratungsangebot zu gewinnen, wurde eine Dokumentenanalyse und eine Fragebogenerhebung unter den Hausärzten der beiden Landkreise durchgeführt. Insgesamt nahmen 58 der 195 angeschriebenen Hausärzte an der Umfrage teil.Die Auswertung der Dokumentation der außerklinischen Ethikberatung zeigte, dass die meisten Anfragen von betreuenden Angehörigen und aus Pflegeheimen kamen. Den Ergebnissen der Fragebogenerhebung zufolge sahen sich die Hausärzte mit vielfältigen ethischen Fragestellungen konfrontiert. Das Angebot einer ethischen Fallbesprechung zur Lösung dieser Konflikte wurde bislang jedoch nur von 17 Hausärzten in Anspruch genommen. Als Hauptgründe für die fehlende Nutzung des Angebots wurde der mangelnde Bekanntheitsgrad, der fehlende Bedarf und der organisatorische bzw. zeitliche Aufwand angeführt. Gleichzeitig äußerten Hausärzte, die eine ethische Fallbesprechung in Anspruch genommen haben, zu einem Großteil Interesse an einer erneuten Beratung und empfanden das Ergebnis der Ethikberatung als hilfreich. Damit verdeutlichen die Ergebnisse der Studie, dass Hausärzte zwar vielfältige ethische Fragestellungen in ihrem Arbeitsalltag wahrnehmen, aber bislang nur vergleichsweise selten ein externes Beratungsangebot zur Entscheidungsunterstützung in Betracht ziehen.