Abstract
ZUSAMMENFASSUNGDer Essay setzt in seinem ersten Teil bei der Beobachtung von zwei scheinbar alternativen Projekten des modernen religionsphilosophischen Diskurses ein: Während in dem einen Religion vornehmlich intellektualistisch aufgefasst und eine öffentliche Rechtfertigung religiöser Überzeugungen gefordert wird, bestreitet das andere ihren epistemischen Wert, und zwar mit der Konsequenz, sie ausschließlich unter dem Gesichtspunkt ihres privaten Nutzens zu begreifen. Vor diesem Hintergrund wird im zweiten Teil des Essays eine Überlegung entwickelt, die auf die Überwindung jener Alternative anhand einer Analyse der Entstehungsbedingungen von Überzeugungssystemen zielt. In Anknüpfung an die Tradition des klassischen Pragmatismus, vor allem an William James und John Dewey, werden dabei Grundstrukturender Erfahrungssituation skizziert und schließlich die Konzeption eines »ursprünglich Gegebenen« entwickelt, die dem Vorrang unmittelbaren Erlebens ebenso Rechnung trägt wie auftretenden Vermittlungszumutungen. Auf dieser Gedankenlinie kommt es im dritten Teil schließlich zu einer Bestimmung der Funktion von Religion innerhalb des menschlichen Erfahrungszusammenhanges. Dies führt zu der These, dass eine sorgfältige Analyse der Entstehungsbedingungen religiöser Überzeugungen einen Weg eröffnet, die Wirklichkeit von Religion zu verstehen, ohne in die Fallen des Intellektualismus oder Privatismus zu geraten.SUMMARYThe essay begins with the observation of two seemingly alternative projects within the modern discourse in the philosophy of religion. While one project approaches religion in intellectual terms and calls for a public justification of its beliefs, the other denies the epistemic value of religious beliefs altogether and tries to understand religion solely in terms of its private use. Against this backdrop the essay engages in its second part in an argument, which aims to overcome the mentioned alternative by exploring the experiential conditions of our belief-systems. With reference to the classical tradition of pragmatism, especially to William James and John Dewey, it sketches general features of our human experience and develops a conception of the “given” which accounts for the primacy of immediate experience as well as for the obligation for mediation. Following this line of thought, the third part broadly defines the function of religion within human experience. This leads to the thesis that a careful study of the experiential conditions of religious beliefs presents a third way of approaching the reality of religion without being caught in the traps of intellectualism or privatism