Abstract
Die meisten Erörterungen der Freiheitsproblematik bei Leibniz beschränken sich auf die Frage, ob das logische Prinzip vom unzureichenden Grunde eine praktisch-kausale Determination menschlicher Handlungen einschließt. Meine Abhandlung gibt darauf eine bejahende Antwort und zeigt, daß Leibniz sich sehr darum bemüht hat, logische Handlungsgründe als unmittelbare Verhaltensursachen, d.h. als kausale Erklärung menschlicher Freiheit zu begreifen, der wichtigste Beitrag der Abhandlung besteht jedoch darin, im Detail gezeigt zu haben, daß Leibniz neben der obigen eine andere und neue Freiheitskonzeption vom Standpunkt der Unvollkommenheit des moralisch handelnden Subjektes entwickelt hat. -Diese Freiheit realisiert sich gemäß einer informellen, aber komplexen Methode moralischer Entwicklung und Selbstbestimmung, wodurch der moralisch Handelnde eine zunehmende Herrschaft über die Triebe und Leidenschaften gewinnt, diese Methode moralischer Selbstverwirklichung besitzt Ähnlichkeiten mit der „moralischen Therapieײ der späteren Stoa und mit der Kantischen Methode der sich selbst bestimmenden „praktischen Vernunftײ