Abstract
ZUSAMMENFASSUNGWenn vom Glauben als einer Voraussetzung des Wissens gesprochen wird, so heißt das, dass er kein schlechthin Anderes des Wissens sein kann. Denn eine Voraussetzung steht in einem positiven Bezug zu dem Sachverhalt, dessen Voraussetzung sie bildet. Es ist dieser positive Bezug des Glaubens zum Wissen, der im Artikel näher untersucht werden soll. Das geschieht, indem der Glaube im Anschluss an David Hume zunächst als elementares, nicht durch Verstandesleistungen begründetes Regelvertrauen bestimmt wird. In einem zweiten Schritt wird in Aufnahme zentraler Einsichten Michael Polanyis gezeigt, dass einem solchen Vertrauen Aspekte impliziten Verstehens eignen, die ihrerseits als unerlässliche Faktoren im Aufbau öffentlichen Wissens fungieren. Daran anknüpfend wird in einem letzten Gedankengang schließlich nach den realistischen Anlässen des Regelvertrauens gefragt, mit der Pointe, dass in einer Polanyischen Perspektive gesehen die Theorie des Glaubens auf eine Theorie der Offenbarung verweist.SUMMARYThis article explores the thesis that our knowledge about reality depends on elementary acts of faith. The argument proceeds in three steps: In a first step David Hume's concept of belief is interpreted in terms of a basic reliance on evolving regularities which cannot be accounted for by acts of reason. Following central insights of Michael Polanyi's epistemology this pre-reflective reliance is reconstructed as a form of tacit knowledge in a second step of the argument. It will be shown that processes of tacit knowing are constitutive for the development of public accessible knowledge. In the third part, the central question about the real causes of our basic reliance is raised. This question is answered with reference to the function that a theory of revelation has for our understanding of faith. This touches the realistic dimensions of the developed Polanyian perspective