Abstract
Welche Auffassung von Wahrheit vertritt Spinoza? Spinoza Interpreten haben diese Frage jeweils ganz unterschiedlich beantwortet. Das erstaunt, da Spinoza zu Beginn seiner Ethik klar sagt, dass die Wahrheit einer Idee in der Übereinstimmung mit ihrem Gegenstand besteht, und sich damit auf eine Korrespondenztheorie der Wahrheit verpflichtet. Die Uneinigkeit über das richtige Verständnis von Spinozas Wahrheitstheorie hängt von seiner zentralen und notorisch schwierigen Ideentheorientheorie ab, der eine angemessene Rekonstruktion von Spinozas Wahrheitskonzeption gerecht werden muss. All die ideentheoretischen Eigenheiten – wie das enge Verhältnis zwischen Adäquatheit und Wahrheit, die Theorie der zwei Objekte einer Idee und die Parallelismusthese – stellen Schwierigkeiten für eine korrespondenztheoretische Interpretation von Spinozas Wahrheitstheorie dar. Dennoch werde ich dafür argumentieren, dass Spinoza ernst genommen und ihm eine Korrespondenztheorie der Wahrheit zugesprochen werden sollte. Dafür werde ich zeigen, dass sich Spinozas ideentheoretische Eigenheiten und ihr gegenseitiges Verhältnis zueinander so rekonstruieren lassen, dass sie einem korrespondenztheoretischen Wahrheitsverständnis nicht zuwiderlaufen