In Ralf Stoecker, Christian Neuhäuser & Marie-Luise Raters (eds.),
Handbuch Angewandte Ethik. Stuttgart: Verlag J.B. Metzler. pp. 133-137 (
2011)
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Abstract
ObwohlEthikbuddhistische in den klassischen Texten der buddhistischen Traditionen ethisch-moralischen Leitsätzen eine bedeutende Rolle zukommt, ist der Ausformulierung einer systematischen „buddhistischen Ethik“ weniger Aufmerksamkeit gewidmet worden (vgl. Cozort, Shields 2018: 2). Dies liegt zum einen daran, dass in den beiden großen buddhistischen Hauptschulen – dem insbesondere in Tibet, Mongolei, Vietnam, China, Korea und Japan verbreiteten Mahāyāna-Buddhismus und dem in Süd- und Südostasien vorherrschenden Theravāda-Buddhismus – zentrale traditionsübergreifende Institutionen fehlen, die in Fragen der Ethik allgemein verbindliche Antworten formulieren könnten. Neben dieser organisatorischen Besonderheit der Vielfalt der „Buddhismen“ ist als ein weiterer Grund des Fehlens einer systematischen Ethik zu nennen, dass die moralischen Handlungsanweisungen hier nicht als unumstößlich einzuhaltende Prinzipen, sondern als Übungsregeln (bzw. Selbstverpflichtungen) angesehen werden.