Abstract
The paper deals with Fichte’s concept of education in his popular Jena Lectures Concerning the Scholar’s Vocation. There, Fichte thinks the scholar as the educator of mankind. The aim is to show that the concept of being human, as interpreted by practical philosophy, can, in Fichte’s viewpoint, only find its realization in a society based on division of labour, as a place of reciprocal perfection. His social theory is markedly contrary to Schiller’s critical evaluation of this division of labour as fragmentation and one-sidedness of humanity in his Letters on the Aesthetic Education of Mankind published in 1795. Starting from the Kantian premise of human being as a project, that is as an object of practical philosophy and education, Fichte and Schiller both articulate its consequences in opposite directions: Fichte in the form of the scholar as the expression of a specialized education, Schiller in the form of the artist as the expression of an all-round and harmonic education.Der Beitrag behandelt Fichtes Begriff der Erziehung in seinen bekannten Jenenser Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten. Dort bestimmt Fichte den Gelehrten als Erzieher der Menschheit. Ziel ist es, zu zeigen, dass der praktizistisch gedeutete Begriff des Menschseins seine Realisation nach Fichtes Auffassung nur in einer arbeitsteiligen Gesellschaft als Ort wechselseitiger Vervollkommnung finden kann. Seine Gesellschaftstheorie steht damit in deutlichem Kontrast zu Schillers kritischer Bewertung dieser Arbeitsteiligkeit als Fragmentierung und Vereinseitigung des Menschseins in den 1795 erschienenen Briefen über die ästhetische Erziehung des Menschen. Ausgehend von der kantischen Pramisse des Menscheins als Projekt, d.h. als Gegenstand von praktischer Philosophie und Erziehung, artikulieren Fichte und Schiller deren Konsequenzen gegensätzlich: Fichte in der Gestalt des Gelehrten als Ausdruck einer spezialisierten Bildung, Schiller in der Gestalt des Kunstlers als dem Ausdruck einer allseitigen und harmonischen Bildung.