Abstract
Eine der am meisten diskutierten Fragen der bundesrepublikanischen Soziologiegeschichte ist: Wer war Helmut Schelsky? Gehlen-Schüler, SA-, NSDAP- und NSDStB-Mitglied, Fast-Sozialdemokrat, »zunächst ›glühender‹, dann abgekühlter Nationalsozialist«, als Planungsbeauftragter für die Universität Bielefeld vielleicht wichtigster Soziologie-Politiker der Bundesrepublik, später dann »Anti-Soziologe« und so weiter, es gibt so viel zu erklären. Gerade weil Schelsky eine so ambivalente Figur war, gehört die Einordnung seiner Person zu den sportlichsten Aufgaben dieser Fachgeschichtsschreibung: Man kann sich die Deutungen wie Bälle zuspielen und weggrätschen, späte gegen frühe Jahre ausspielen, Verdienste gegen Vergehen. Für alle möglichen Positionen kann man genügend Daten finden, die Schelsky verurteilungsoder preiswürdig erscheinen lassen.