Abstract
Desinformationen sind in stark vernetzten Gesellschaften hoch problematisch. Versuche strategischer Akteure, durch gezielte Desinformationskampagnen öffentlichen Diskurs und damit gezielt ein Meinungsklima zu beeinflussen, sind zunehmend professionalisiert. Während jedoch psychologische Ursachen für die Verbreitung von Desinformationen relativ gut erforscht sind, gilt das in geringerem Maß für soziale Dynamiken und die Rolle von Organisationen in Desinformationsphänomenen. Der vorliegende konzeptionelle Beitrag nähert sich diesem Problem aus einer komplexitätstheoretischen Perspektive, die einen noch wenig beachteten Zugang in der Kommunikationswissenschaft, speziell in der Organisationskommunikationsforschung darstellt. Anhand komplexitätstheoretischer Analysebegriffe wird argumentiert, mit welchen sozialen Dynamiken bei Desinformationen zu rechnen ist, und es wird eine Systematik mit sechs spezifischen Rollen von Organisationen und deren Kommunikation in Desinformationsphänomenen systematisiert. Hier kann empirische Forschung anknüpfen.