Abstract
In der vorliegenden Arbeit wird die Behandlung ontologischer Fragen auf Grund analytischer Methoden untersucht und die zeitgenössische NominalismusDiskussion durchleuchtet. In einem ersten Teil erläutert der Verfasser Quines Kriterium für das, was er "ontic commitment" nennt, sowie dessen Ablehnung der sog. substitutionellen Quantifikationstheorie. Im zweiten Teil werden Hintikkas Interpretation des Kriteriums und sein Umdeutungsversuch dargelegt, der auf der Verwendung einer Quantifikationstheorie ohne existentielle Voraussetzungen beruht. Im letzten Teil wird die berühmte Kontroverse zwischen Carnap und Quine hinsichtlich ontologischer Aussagen und des Nominalismusstreites erörtert. Es wird zu zeigen versucht, daß die Carnapsche Auffassung, wonach Fragen der Ontologie nur die praktische Wahl von Sprachsystemen betreffen und deshalb nicht sinnvollerweise in theoretischem Gewand auftreten können, den Vorzug verdient. Quines Betrachtungsweise scheitert letztlich an seinem Holismus und vor allem auch an den unerfüllbaren Forderungen, die er an die Definition von "analytisch" stellt. Wir bauen nicht, wie Neuraths Bild nahelegt, auf offener See an einem einzigen Schiff, dessen Planken wir einzeln ersetzen, sondern an einer bunten Flotte von Schiffen, die zu verschiedenen Zwecken gebraucht werden. Betrachtet man aber den faktischen wissenschaftlichen Betrieb aus dieser Perspektive, so scheint Hintikkas Kriterium, das den Handlungskontext der sog. Sprachspiele des Suchens und Findens mitberücksichtigt, bessere Dienste zu leisten als das Quinesche