Abstract
Kern von Tocquevilles Spätwerk L’Ancien Régime et la Révolution, das er bereits 1850 begann, bildet die zunehmende Zentralisierung der Verwaltung, die im Ancien Regime zur Aufhebung aller noch verbliebenen intermediären Gewalten und damit lokaler und regionaler Freiheiten führte. Auch die horizontale Trennung von Regierungsfunktionen wurde, wie Tocqueville nachweist, beseitigt und damit jede Form einer öffentlichen Kontrolle königlicher Macht. Die durch abgabenpolitische Differenzierung strukturierte Isolierung der Stände, das einzig noch erhalte Element der feudalen Verfassung, blockierte diese in ihrer freien Entwicklung. Zugleich steigerten die politisch nicht mehr zu rechtfertigen Privilegien den Hass der Bürger. All dies erklärt zwar noch nicht den Ausbruch der Revolution, aber die von Tocqueville beschriebenen Veränderungen markieren doch einen Prozess, der schließlich in die Forderung nach einer Abschaffung der Stände mündete. Und eben diese führte 1789 zum Sturz des Regimes.