Abstract
Es geht um die Frage, welcher Begriffsapparat und welche Methode angemessen ist, um Geschichte als Teil der Lebenswirklichkeit des Menschen zu begreifen. Die dialektische Methode und die dazu gehörige Begrifflichkeit bietet sich hierfür an. Bei Hegel ist diese Methode jedoch mit einem problematischen Universalitätsanspruch verbunden. Dies hat zur Folge, dass er die Vorgeschichte der europäisch-abendländischen Staaten seiner Zeit als allumfassende Weltgeschichte betrachtet. Bei Marx wird einerseits nach den Grenzen der dialektischen Methode gefragt und andererseits werden bestimmte Differenzierungen im Geschichtsbegriff angebracht. Er beschränkt sich auf die Geschichte der Klassengesellschaften und erwartet für die Zeit nach deren Aufhebung einen Geschichtstyp anderer Art. Dieser Ansatz lässt sich erweitern zu einer Typologie sozialer Evolutionen, von denen nur die Geschichte der Klassengesellschaften als Geschichte im engeren Sinn aufgefasst wird. In einem folgenden Schritt werden die Begrenzung der Dialektik mithilfe der Dekonstruktion der Hegelschen Philosophie durch Derrida und die Differenzierungen im Geschichtsbegriff mithilfe der Rekonstruktion des Historischen Materialismus durch Habermas weitergeführt. So entsteht eine Konzeption, in der die Dialektik als eine mögliche Form des Denkens von Differenzen aufgefasst wird, die geeignet erscheint, um als Methode für das Begreifen eines bestimmten Typs sozialer Evolution (Geschichte im Sinne von Geschichte der Klassengesellschaften) gebraucht zu werden