Abstract
Der vorliegende Beitrag rekonstruiert die argumentativen Grundlinien der Aufsätze in Objectivity, Relativism and Truth. Rortys scharfe Kritik am Objektivitätsideal der Naturwissenschaften wird dabei mit seinem kulturellen Antiautoritarismus in Verbindung gebracht, der die Forderung eines pragmatistischen Wissenschaftsverständnisses zur Folge hat. Aus erkenntnistheoretischer Perspektive wird der Ursprung von Rortys Antiszientismus in der holistischen Wahrheitstheorie Donald Davidsons untersucht. Die Konsequenzen für die Politische Philosophie zeigen sich, wenn Rorty mit Rawls eine Abkehr von jeglicher Metaphysik und, damit einhergehend, den Vorrang der Praxis vor der Theorie fordert. Der nach Rorty unvermeidliche Ethnozentrismus gerät deshalb nicht mit dem Liberalismus in Konflikt, da er die liberale Offenheit selbst beinhaltet.