Abstract
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im Mai 2001 eine neue behinderungsspezifische Klassifikation verabschiedet, die "Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF)". Mit der ICF wird der Anspruch erhoben, das medizinische und das soziale Modell von Behinderung in einem "biopsychosozialen Ansatz" zu integrieren. Im medizinischen Modell wird die individuelle gesundheitliche Schädigung als ursächlich für die Behinderung eines Menschen angesehen. Im sozialen Modell hingegen liegt der Fokus auf den soziokulturellen Umweltbedingungen, die einen geschädigten Menschen in seiner Lebensführung einschränken. Bei sorgfältiger Analyse weist das integrative Modell der ICF jedoch Ambivalenzen hinsichtlich der Aufnahme von Aspekten des medizinischen und sozialen Modells auf, die eine Vereinbarkeit der beiden Modelle in Frage stellen. Entgegen der Intention der ICF ist der Einfluss des medizinischen gegenüber dem sozialen Modell dominant