Abstract
Bereits in der Antike galt Alexander von Aphrodisias als der größte Aristoteleskommentator. In seiner Schrift „De fato“ widmet er sich dem Determinismusproblem, einem Problem, das Aristoteles zwar in allen seinen Implikationen behandelt, aber kein eigenständiges Buch dazu verfasst und keine eindeutige Stellungnahme dazu gemacht hat. Im Sinne der aristotelischen Philosophie argumentiert Alexander gegen einen nicht genannten philosophischen Gegner, der von den meisten Interpreten jedoch als stoisch angesehen wird. In diesem Aufsatz soll die Diskussion zum Wesen des Zufalls wiedergegeben werden. Bemerkenswert ist, dass in dem Buch zwei unterschiedliche Meinungen zum Wesen des Zufalls zu finden sind, welche von völlig verschiedenen Prämissen, die in den jeweiligen Systemen verankert sind, ausgehen. Es wird gezeigt, dass Zufall sowohl bei Aristoteles als auch bei den Stoikern wesentlich an Finalursachen gebunden ist, und zwar einmal als akzidentelle Verursachung und dann als eine Ursache, die dem menschlichen Verstand grundsätzlich verborgen bleibt. Abschließend soll die Frage aufgeworfen werden, ob das Wesen des Zufalls ohne Rekurs auf teleologische Kausalitätsformen überhaupt adäquat begriffen werden kann.