Abstract
Die Frage der Erhaltung der Parität bei der Wechselwirkung von Elementarteilchen, der Vorschlag ihrer Verletzung, die experimentelle Bestätigung dieses Vorschlags und die daraus sich ergebenden Folgerungen, die zur Formulierung der mathematischen Struktur der schwachen Wechselwirkungen führten, sind die wichtigsten Entwicklungen in der Elementarteilchenphysik während der Periode von 1953 bis 1958. Vorliegender Aufsatz versucht die rationale Rekonstruktion dieser Periode und des Forschungsprogrammes, welches als eines der progressivsten Programme der modernen Physik angesehen wird. Hierzu benutzen wir eine modifizierte Fassung von Poppers tetradischem Schema als auch die Bemerkungen von Lakatos über gewisse Aspekte der Methodologie von Forschungsprogrammen. Es wird unterstrichen, daß die Dynamik der positiven Heuristik derart war, daß die theoretische Forschung fortgeführt werden konnte, trotz experimenteller Resultate, die nur als Gegenbeweise gegen die vorgeschlagene Struktur der schwachen Wechselwirkungen angesehen werden konnten.