Abstract
Die Beschäftigung mit Gefühlen, Emotionen und anderen affektiven Prozessen hat in der Philosophiegeschichte eine lange Tradition. Ein Grund, warum auf die vielfältige Veröffentlichungstätigkeit zur Philosophie der Gefühle durchaus auch mit Verwunderung reagiert wird, mag daher eine gewisse Traditionsvergessenheit sein. Mit diesem Hinweis allein wird man dem anhaltenden Interesse an dem Thema aber sicher nicht völlig gerecht. Vielmehr drängen sich noch einige weitere Vermutungen auf. Nahe liegend ist es, einen Grund für die intensive Beschäftigung mit affektiven Prozessen oder Zuständen in dem nach dem zweiten Weltkrieg einsetzenden Unbehagen mit Pflichtethiken zu sehen. Hinzukommt, dass ganz unabhängig von solchen Entwicklungen in der praktischen Philosophie die Philosophie des Geistes in das Zentrum der Philosophie gerückt ist. In diesem Gebiet sind Emotionen und Gefühle ein dankbarer Gegenstand, weil sie sowohl mentale, als auch physiologische Facetten aufweisen. Verstärkt wird diese Entwicklung dadurch, dass die Physik als Leitwissenschaft von der Biologie abgelöst worden ist und Emotionen sowohl mentale Zustände sind als auch biologische Phänomene, - das gilt jedenfalls dann, wenn man kein reiner Kognitivist ist. Eine weitere These zur anhaltenden Aufmerksamkeit, die den Gefühlen auch in der Philosophie gezollt wird, kann man dem hier vorgestellten Buch von Mario Perniola entnehmen. Ehe auf diese Veröffentlichung näher eingegangen wird, sollen jedoch zunächst drei Hilfsmittel gegen Traditionsvergessenheit vorgestellt werden, als da der von Hilge Landweer und Ursula Renz herausgegebene Band zu klassischen Emotionstheorien wäre, die Monographie von Ingrid Ferran Vendrell zur realistischen Phänomenologie und die Neuauflage einiger Texte eines realistischen Phänomenologen, nämlich Aurel Kolnai, durch Axel Honneth. Abgerundet wird diese philosophische Bücherschau durch einen Band, den Sabine Döring zusammengestellt hat und der neben vielem anderen auch eine Antwort auf die Beschäftigung mit Werten und Ethik abseits von Pflichtethiken darstellt.