Abstract
ZusammenfassungIn diesem Beitrag diskutiere ich Whitehouses Theorie der Modi der Religiosität, die den imagistischen Modus, basierend auf dem episodischen Gedächtnis, dem doktrinalen Modus, basierend auf dem semantischen Gedächtnis, gegenüber stellt. Anhand von drei Beispielen aus der religiösen Praxis und der Geschichte einer südafrikanischen Kirche – dem sakralen Tanz, dem öffentlichen Zeugnis von persönlichen Heilungserlebnissen sowie der Spaltung der Kirche – zeige ich die Begrenztheit von Whitehouses kognitivem Erklärungsmodell. Dennoch ist Whitehouses Theorie für die säkulare Religionswissenschaft von Nutzen, da er ihren von postkolonialer Kritik in Frage gestellten vergleichenden Ansatz naturalistisch untermauert. Wünschenswert ist dabei die verstärkte Aufmerksamkeit für die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen kognitiven, sozialen und kulturellen Faktoren, auch unter Preisgabe der einfachen Klarheit von Whitehouses bipolarem Erklärungsmodell.