Verlag Karl Alber (
2017)
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Abstract
Dieser Band setzt das in Recht und Emotion I. Verkannte Zusammenhange begonnene Vorhaben fort. Dieses impliziert zugleich eine Abkehr von der lange Zeit vorherrschenden Auffassung, dass die Sphare des Rechts einen affektfreien Raum bildet oder vielmehr bilden sollte. Vielmehr gilt es zu untersuchen, welche Emotionen in welcher Weise fur das Recht wichtig, sogar notig sind und wie umgekehrt rechtliche Prozesse auf Emotionen einwirken. Hierzu versammelt der vorliegende Band Beitrage aus der Philosophie, der Rechtswissenschaft und der Literaturwissenschaft. Behandelt werden unter anderem rechtsrelevante Emotionen wie Scham, Zorn und Emporung, die Frage des Verzeihens, aktuelle Phanomene wie das Coaching von Richter*innen, das sogenannte Recht auf Wahrheit, die neuerdings zu beobachtende Renaissance von Schamstrafen sowie der Einfluss, den Emotionen auf die Theorie und Praxis des Rechts im Allgemeinen ausuben. Einen gemeinsamen Bezugspunkt bildet dabei der Gedanke, dass das entscheidende Relais zwischen Recht und Emotion in der Erfahrung der Verletzlichkeit zu suchen ist. Dem Unrecht, das begangen wird, entspricht das Unrecht, das jemand erleidet. Dieses Erleiden aber ist seinerseits konstitutiv an die Verletzlichkeit Gebunden. Sowohl das Recht als auch das Feld der Emotionen lassen sich als Spharen auffassen, die auf jeweils spezifische Weise auf Erfahrungen der Verletzlichkeit antworten. Der Sinn fur Gerechtigkeit erweist sich damit auch als ein Sinn fur Verletzlichkeit.